AKA GEGEN RECHTS
Ein Appell der studentischen Initiative „Aka gegen Rechts“ der ABK Stuttgart für eine tolerante, weltoffene Gesellschaft und Demokratie.
21.11.2024
Liebe Kommiliton*innen, liebe Angehörige der Akademie, liebe Öffentlichkeit,
wir sind eine Gruppe von Studierenden, die sich heute mit einem Appell an Euch wenden.
Das durch die Correctiv-Recherchen (i) aufgedeckte Treffen von Vertreter*innen der rechten Szene war ein Weckruf für die demokratische Mehrheit in Deutschland. Auch wir sind beunruhigt und fragen uns: Was bedeutet die Bedrohung der Demokratie in Kombination mit Menschenfeindlichkeit für uns?
Die Stellung der Künste und Kunstakademien in einer Demokratie
Kunst ist eine Form des offenen Diskurses, dessen Grundlagen in Interdisziplinarität, Diversität und Weltoffenheit bestehen. Kunst zu machen ist ein politischer Akt. Die Kunst hat mit ihrer Offenheit für Interpretationen, für Möglichkeiten jenseits beschränkter Gewissheit, eine zentrale Bedeutung im Wandel von Gesellschaft, Werten und Bewusstsein. (ii)
Das Grundgesetz sagt: „Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei.“ (iii) Für Kunstakademien bedeutet das, dass sie ein Ort der freien Meinungsäußerung, des freien Lehrens und Lernens sein sollen. Nicht nur in Lehrveranstaltungen, auch im Diskurs mit Kommiliton*innen, durch eine aktive Teilnahme am Campusleben und selbstorganisierte Projekte lernen wir, wie wir uns positionieren und ausdrücken können, um die Gesellschaft der Zukunft aktiv mitzugestalten. Garantiert wird dies durch die Rahmenbedingungen der Lehre, beispielsweise die politisch unabhängige Berufung des Rektorats und der Lehrenden, der offene Auswahlprozess neuer Studierender und die vom Land zur Verfügung gestellten finanziellenMittel.
Was gerade passiert, geht uns alle an
Die unmittelbare Gefahr, die durch eine rechte Regierung für den kulturellen Bereich eines Landes besteht, sehen wir bereits in verschiedenen Mitgliedsländern der EU, aber auch in anderen Teilen der Welt. Italien und Ungarn sind Beispiele hierfür. Ihr Vorgehen findet Anklang unter anderem bei den Rechten in Deutschland, deren Vertreter*innen schon seit Jahren gegen Kulturinstitutionen mobilisieren und offen die Absetzung von Leitungspersonal fordern, das sich gegen rechts positioniert. (iv) In anderen Ländern sehen wir aktuell, was passiert, wenn Rechtspopulist*innen und Autokraten an der Macht sind. Dass sie sich gegenseitig zujubeln, sollte uns nicht kalt lassen. In Deutschland droht sich in diesem Moment eine antiliberale und antisoziale Richtung der Politik durchzusetzen.
Als Vertreter*innen der Kultur sind wir Teil des Feindbildes antidemokratischer Strömungen!
Als politischer Akt sieht sich die Kunst mit den Gefahren konfrontiert, die in einer autoritär regierten Gesellschaft auf alles Abweichende lauern: Zensur, Marginalisierung und Instrumentalisierung. Dies gilt auch für künstlerische Lehre. Der geplante Angriff auf das Staatsbürgerrecht und den Gleichheitsgrundsatz, der sich in den Plänen zur sogenannten „Remigration“ (v) widerspiegelt, betrifft uns alle – ob direkt oder indirekt: Wenn es nicht um uns selbst geht, so geht es um unsere Freund*innen und Mitbürger*innen. (vi) Es ist immer mehr aggressives Verhalten gegen Menschen mit Migrationsgeschichte zu verzeichnen. Aber auch Jüd*innen, Muslim*innen, Mitglieder der LGBTQIA+-Community, Journalist*innen und Menschen, die sich öffentlich für Demokratie und Weltoffenheit einsetzen, sind verstärkt Anfeindungen bis hin zu körperlicher Gewalt ausgesetzt. (vii)
Unser Appell
Wir müssen uns zusammenschließen und dürfen nicht schweigen. Wir sind die Mehrheit. Lasst uns Zeichen setzen und entschlossen handeln für eine tolerante, weltoffene Gesellschaft und Demokratie. Lasst uns unsere Freiheit nutzen, um die Zukunft zu gestalten!
Studentische Initiative „Aka gegen Rechts“
(mit Unterstützung der Verfassten Studierendenschaft der ABK Stuttgart)
Kontakt
aka-gegen-rechts(at)abk-stuttgart.de
www.instagram.com/aka_gegen_rechts
Verweise
(i) correctiv.org (zuletzt gesehen: 13.11.2024)
(ii) kupoge.de (zuletzt gesehen: 13.11.2024)
(iii) Artikel 5, Absatz 3, Satz 1 GG
(iv) correctiv.org (zuletzt gesehen: 13.11.2024)
(v) correctiv.org (zuletzt gesehen: 13.11.2024)
(vi) www.verfassungsschutz.de (zuletzt gesehen: 13.11.2024)
(vii) www.verfassungsschutz.de (zuletzt gesehen: 13.11.2024)
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Dear fellow students, dear members of the Academy, dear members of the public,
we are a group of students, who would like to address an important topic today.
The meeting of representatives of the right-wing scene uncovered by Correctiv research (i) was a wake-up call for the democratic majority in Germany. We are also worried and ask ourselves: What does the threat to democracy in combination with misanthropy mean for us?
The position of the arts and art academies in a democracy
Art is a form of open discourse based on interdisciplinarity, diversity and cosmopolitanism. Making art is a political act. With its openness to interpretation, to possibilities beyond limited certainty, to make a change in society, values and consciousness, art is of central importance. (ii)
The “Grundgesetz”, Germany‘s constitution, states: “Art and science, research and teaching are free.” (iii) For art academies, this means that they should be a place of free expression, free teaching and learning. Not only in lessons and courses, but also in discourse with fellow students, through active participation in campus life and selforganized, projects: we learn how we can position and express ourselves in order to actively work together, for a better future within a diverse society.
This is guaranteed by the framework conditions for teaching, such as the politically independent appointment of the rectorate and teaching staK, the open selection process for new students and the financial resources provided by the state.
What is happening right now is of all our concern
The immediate danger that a right-wing government poses to a country's cultural sector can already be seen in various EU member states, but also in other parts of the world. Italy and Hungary are examples for that. Their approach is echoed by the right-wing in Germany, among others, whose representatives have been mobilizing against cultural institutions for years and openly calling for the dismissal of management staK members who position themselves against the political right. (iv)
In many other countries, we are currently seeing what happens when right-wing populists and autocrats are in power. The fact that they cheer and emulate each other should not leave us unconcerned. At this moment in Germany an anti-liberal and anti-social direction of politics is threatening to prevail.
As representatives of the cultural sector, we are part of the enemy-concept of antidemocratic movements!
As a political act, art is confronted with the dangers that lurk in an authoritarian society for anything that deviates from their ideas: Censorship, marginalization andinstrumentalization. This also applies to artistic teaching. The planned attack on citizenship rights and on the principle of equality, which is reflected in the plans for socalled “remigration” (v), affects us all – directly or indirectly: if it is not about ourselves, it is about our friends and fellow citizens.(vi) We are seeing more and more aggressive behavior against people with a history of migration. Also, other minorities like Jewish people, Muslims, members of the LGBTQIA+ community, journalists and people who are actively committing to cosmopolitanism and democracy and against totalitarian regimes, are increasingly exposed to hostility and even physical violence. (vii)
Our call
We must unite and not remain silent. We are the majority. Let us set an example and act decisively for a tolerant and open-minded society and
democracy. Let's use our freedom to shape the future!
Student Initiative „Aka gegen Rechts“
(with the support of the ABK Stuttgart Student Community)
Contact
aka-gegen-rechts(at)abk-stuttgart.de
www.instagram.com/aka_gegen_rechts
References
(i) correctiv.org (Accessed: 13.11.2024)
(ii) kupoge.de (Accessed: 13.11.2024)
(iii) Artikel 5, Absatz 3, Satz 1 GG
(iv) correctiv.org (Accessed: 13.11.2024)
(v) correctiv.org (Accessed: 13.11.2024)
(vi) www.verfassungsschutz.de (Accessed: 13.11.2024)
(vii) www.verfassungsschutz.de (Accessed: 13.11.2024)