mittendrin – Aktuelle gesellschaftliche und politische Themen im Diskurs

„Cancel Culture“- und Identitätsdebatte, Migration und Globalisierung, künstliche Intelligenz und Digitalisierung, Ökologie und Nachhaltigkeit – drei Mal im Jahr werden Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen eingeladen, Themen zu diskutieren, die noch nicht zu Ende gedacht sind, eine dringliche Relevanz besitzen oder eine Herausforderung darstellen.

Die Gesprächsreihe „mittendrin“ ist eine Kooperation des Kunstmuseums Stuttgart, der Universität Stuttgart, der ABK Stuttgart und der Wüstenrot Stiftung. 

09 „(Barriere)Freiheit“

Im Juli dieses Jahres präsentierte der Spielzeughersteller Mattel eine „blinde“ Barbie mit Sonnenbrille und Stock und schlug damit in die gleiche Kerbe wie die Gesetzgebung zur digitalen Barrierefreiheit: Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten sollen eine Welt vorfinden, in der sie und ihre Körper gleichwertig repräsentiert sind, die ein freies und selbstbestimmtes Leben ermöglicht und nicht nur einem bestimmten Standard der Befähigung (Ablebodiedness) entspricht. Der Kulturbereich hat hier noch viel zu leisten. Jedoch verfügt die Kunst zugleich über eine herausragende Kompetenz für die verschiedenen Sinne und deren Potenziale.

Mit: Fabian Lilian Korner (Blinde*r Kunstwissenschafter*in, Access-dramaturg*in und Inklusionsaktivist*in, Frankfurt am Main), Charlotte Matter (Kunsthistorikerin, Universität Zürich, Mitbegründerin der Forschungsinitiative „Rethinking Art History through Disability“), Barbara Reisinger (Kunsthistorikerin, Universität Stuttgart) und Dirk Sorge (Medien- und Konzeptkünstler mit Sehbehinderung, Gründungsmitglied von Berlinklusion, Berlin und Leipzig)

Die Veranstaltung findet am 10. Dezember 2024 um 19 Uhr an der Universität Stuttgart statt. 

08 „Polarisierung“

Vermehrt treffen in Debatten um Kunstwerke Legitimationsparadigmen aufeinander, deren jeweilige Argumente nicht weiter voneinander entfernt sein könnten. Verschärft wird die Polarisierung durch die Verhärtung der Positionen, die eine Zusammenarbeit, ja sogar die Kommunikation zu blockieren scheint. Wolfgang Ullrich bringt zwei dieser einander gegenüberstehenden Konstellationen ins Gespräch miteinander: Kehinde Wileys Zyklus „An Archaeology of Silence“ mit Dana Schutz’ Gemälde „Open Casket“ sowie die Kritik des Autors Ben Davis an den Werken des TikTok-Kunststars Devon Rodriguez.

Davon ausgehend stellen sich gleich mehrere Fragen: Wie gehören Legitimationsansprüche und Klassismus in diesen Auseinandersetzungen zusammen? Wie sind das eigene Sprechen und institutionelle Politik mit Blick auf eine aufgeheizte Öffentlichkeit fortan auszurichten? Wie viel Stellungsbezug ist sinnvoll? Welche Durchlässigkeit bzw. Grenzen zwischen privater Meinung bis hin zur Sanktion sollen bestehen? Wie viel Dissens gilt es auszuhalten, bevor eine Ausstellung abgesagt, eine Förderung gekürzt, eine Einladung rückgängig gemacht wird? Lässt sich den Dilemmata durch einen Rückzug ins Unpolitische ausweichen?

Mit: Wolfgang Ullrich (Autor, Kulturwissenschaftler und Berater, Leipzig), Michael Lüthy (Professor für Kunstgeschichte der Moderne und der Gegenwart, ABK Stuttgart) und Katharina Neuburger (Akademische Mitarbeiterin, ABK Stuttgart)

Die Veranstaltung fand am 28. Mai 2024 an der ABK Stuttgart statt. 

07 „Gesichter lesen“

Gegenwärtige Bildverarbeitungstechnologien bergen enormes Potenzial, aber auch noch nicht vollends abschätzbare Risiken. Was bedeutet es, wenn Gesichter maschinenlesbar werden, und bearbeitete Bilder immer schwieriger von nicht bearbeiteten zu unterscheiden sind? In ihrem Werk beschäftigt sich die Künstlerin Cemile Sahin mit den Technologien, die in Gesichtserkennungssoftwares und auch bei digitalen Filtern auf Social-Media-Plattformen Verwendung finden. Sie sprach über ihre Arbeit „Alpha Dog“, die sie eigens für das Projekt „Sieh Dir die Menschen an!“ am Kunstmuseum Stuttgart entwickelt hat, und die ein gesamtes Stockwerk der Ausstellung einnimmt.

Mit: Cemile Sahin (Künstlerin) und Defne Ayas (Kuratorin)

Die Veranstaltung fand am 5. März 2024 im Kunstmuseum Stuttgart statt.

06 „(Welche) Nachhaltigkeit (in) der Kunst?“

An dem Thema Nachhaltigkeit gibt es heute kein Vorbeibekommen mehr. Internationale Marken werben mit Recyclingmaterial und setzen auf gutes Gewissen als Verkaufsanreiz. Demgegenüber stehen systematische Neukonzeptionen von Verbrauch und Beschaffung von Ressourcen sowie Impulse, das Verhältnis von Mensch und Natur grundlegend zu überdenken. Wie steht die Kunst zu solchen Verhältnisbestimmungen und welche Rolle spielt der Kunstbetrieb hierbei? Welchen Handlungsspielraum haben Künstler*innen, Museen und Kunstwissenschaftler*innen? 

Mit: Hanna Belz (Nachhaltigkeitsmanagerin und Mitglied von Museums for Future, Berlin), Ricarda Roggan (Professorin für Fotografie, ABK, Stuttgart), Maurice Saß (Professor für Kunstgeschichte, Alanus Hochschule, Alfter bei Bonn), Kerstin Thomas (Professorin für Kunstgeschichte der Moderne, Universität Stuttgart)

Die Veranstaltung fand am 21. November 2023 an der Universität Stuttgart statt.

05 „Original und Fälschung“

Wenn Kunstobjekte für schwindelerregende Summen die Besitzer*innen wechseln, stellt sich oft die Frage: Ist das verkaufte Werk echt? Die Kategorien von Original und Fälschung sind allerdings nicht immer leicht zu bestimmen, sind doch oft mehrere Personen an einem Werk beteiligt, oder es existieren unterschiedliche Varianten. Und selbst der berüchtigte Fälscher Wolfgang Beltracchi hat nicht bloß Gemälde kopiert, sondern neue ‚Originale‘ fabriziert. Wer entscheidet zwischen Original und Fälschung und wo liegen die rechtlichen und ideellen Grauzonen?

Mit: Hubertus Butin (Kunsthistoriker, Berlin), Henry Keazor (Professor für Neuere und Neueste Kunstgeschichte, Universität Heidelberg), Katharina Neuburger (Akademische Mitarbeiterin für Kunstgeschichte der Moderne und der Gegenwart, ABK Stuttgart)

Die Veranstaltung fand am 19. April 2023 an der ABK Stuttgart statt. 

04 „Poor Intelligence“

Kunst nimmt oft seismografisch Entwicklungen vorweg – etwa dann, wenn es um die kulturellen und sozialen Auswirkungen neuer digitaler Technologien geht. Künstliche Intelligenz (KI) wird von immer mehr Künstler*innen thematisch aufgegriffen oder als bidlgebendes Werkzeug genutzt. Was kann Kunst zum tieferen Verständnis von KI beitragen? Welche neuartigen Ästhetiken und Formensprachen entstehen dadurch? Und: Müssen wir mit den selbstlernenden Algorithmen unseren Kreativitäts- und Kunstbegriff überdenken? Dies wird unter dem provokanten Titel der „Poor Intelligence“, der Hito Steyerls Begriff des „poor image“ aufgreift.

Mit: Hito Steyerl (Künstlerin, Professorin für Experimentalfilm und Video, Universität der Künste Berlin) und Clemens Apprich (Professor für Medientheorie und Mediengeschichte, Universität für Angewandte Kunst Wien)

Die Veranstaltung fand am 15. März 2023 im Kunstmuseum Stuttgart statt.

03 „Kunst = Aktivismus?“

Kunstwerke haben die Welt nur verschieden gezeigt, es kommt aber darauf an, sie zu verändern. So kann, frei nach Karl Marx, die Prämisse der diesjährigen Großausstellungen von der documenta bis zur Berlin Biennale zusammengefasst werden. Muss die zeitgenössische Kunst zur aktivistischen Praxis werden, um wirksam zu sein? Um welche Wirksamkeit aber geht es? Und was heißt: Aktivismus (in) der Kunst?

Mit: Karen van den Berg (Professorin für Kunsttheorie und inszenatorische Praxis, Zeppelin Universität, Friedrichshafen), María Linares (Künstlerin, Berlin), Michael Lüthy (Professor für Kunstgeschichte der Moderne und der Gegenwart, ABK Stuttgart), Anne Vieth (Kuratorin, Kunstmuseum Stuttgart)

Die Veranstaltung fand am 7. November 2022 an der Universität Stuttgart statt. 

02 „NFT-Kunst“

Das Thema „Krypto-Kunst“ geht in der Kunstwelt zurzeit durch die Decke: Bisher hatte digitale Kunst nicht denselben Wert wie ein Gemälde oder eine Skulptur, weil sie einfach geteilt und vervielfältigt werden kann. Mit der Blockchain-Kultur hat sich das geändert. Was bedeutet es, dass mittlerweile für NFT-Kunst – Kunstwerke mit digitalen Eigentumszertifikaten – auf Auktionen Millionen gezahlt werden?

Mit: Kolja Reichert (Programmkurator Diskurs an der Bundeskunsthalle, Autor des Buchs „Krypto-Kunst“), Michael Lüthy (Professor für Kunstgeschichte der Moderne und der Gegenwart, ABK Stuttgart) und Kerstin Thomas (Professorin für Kunstgeschichte der Moderne, Universität Stuttgart)

Die Veranstaltung fand am 4. Juli 2022 an der ABK Stuttgart statt.

01 „Künstler*innenhonorare“

Ausstellungen inspirieren und regen zum Nachdenken an. Doch die Schattenseite dieses Kunsterlebnisses ist, dass Kunstschaffende oft kaum für ihre Arbeit entlohnt werden. Die Stadt Stuttgart beschloss kürzlich, ab 2023 Ausstellungshonorare zu bezahlen. Ist das schon genug? Wovon leben Künstler*innen?

Mit: Petra Pfirmann (Künstlerin, Vorstandsgremium Landesfachgruppe „Bildende Künstler*innen“, ver.di Baden-Württemberg), Stahl Stenslie (Künstler, Abteilungsdirektor Kulturtanken, Norwegen), Eckhard Priller (Ökonom, Soziologe, wissenschaftlicher Koordinator Maecenata Institut), Barbara Bader (Rektorin ABK Stuttgart), Ulrike Groos (Direktorin Kunstmuseum Stuttgart), Kerstin Thomas (Professorin für Kunstgeschichte der Moderne, Universität Stuttgart)

Die Veranstaltung fand am 27. Juni 2022 im Kunstmuseum Stuttgart statt. 

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