Metamorphose der Metamorphose, Alexandra Malisiova
Inhalt
»Hilf, Vater, sagt sie, «wenn ihr Flüsse göttliche Macht habt! Durch Verwandlung verdirb die Gestalt, mit der ich zu sehr gefiel!” Kaum war die Bitte beendet, befällt schwere Taubheit die Glieder: Die weichen Brüste werden von zarter Rinde umschlossen, die Haare werden zu Laub, die Arme wachsen als Äste; schon wird der flinke Fuß von trägen Wurzeln gehalten, ein Wipfel verbirgt das Gesicht: Der Glanz allein bleibt ihr.” Die Formen verwandeln sich von organischen zu geometrischen und umgekehrt. Von Abstrakten zu Detailierten. Die Farben von Schwarz zu Weiss. Und jetzt verwandeln sich die Farben durch der Zeit. »Phoebus liebt sie gleichwohl. An den Stamm hält er die Rechte und fühlt noch unter der neuen Rinde die zitternde Brust.« Lebt sie noch oder ist es nur eine Metamorphose von unserem Blick?
Auszüge aus »Ovid, Metamorphosen«, Buch 1, Vers 545–555