Çay, Elif Çelik
Inhalt
Ich habe einen türkischen Hintergrund. Türken waren Nomaden und betrieben damals ihren Handel mit Teppichen. Schon als Kind erzählte meine Mutter mir, wie Frauen und Männer im Dorf Teppiche knüpften. Der Ursprung der Symbole auf den Teppichen liegt jedoch sehr weit und kommt aus dem Schamanismus. Man knüpfte Symbole und Zeichen auf die Teppiche, die vor bösen Blicken, Krankheiten und Angriffen schützen sollten. Zu Hause in Ulm haben wir solche Teppiche mit ähnlichen Symbolen. Ich muss mich heute auch als vermeintlich »Nicht-Deutsche« in der Gesellschaft vor Beobachtung und negativen Blicken schützen, weil ich anders aussehe, anders heiße und ein Kopftuch trage.
Ich zeige in meiner Malerei, wie extrinsische Verhältnisse meiner sozialen Umgebung den fortwährenden Orientierungsprozess meiner Identität aus dem Gleichgewicht bringen und manipulieren. Dabei steht meine Identität unter dem tadelnden Auge einer Gesellschaft, die ihre Uniformität als Maxime konstruiert hat und meiner kulturellen, religiösen, visuellen und subjektiven Realität mit ignoranten Normierungsfantasien gegenübertritt. Krisen, für deren Diskurs eine gemeinsame Sprache fehlt, weil man die Frage nicht begriffen hat: Warum stehe ich unter Beobachtung?