Baukasten, Lukas Hengelhaupt
Inhalt
Ein wichtiger Treiber meiner Arbeiten ist die Beschäftigung mit virtuellen Welten, insbesondere mit Spielen und den Räumen, in denen sie stattfinden. An der Idee eines Spielraums, sei es bei einem Brettspiel oder einem digitalen Spiel, finde ich interessant, dass sie einerseits einladen, darin zu agieren, aber dass auch eine Distanz zum Raum besteht, der nicht körperlich betreten werden kann und so eine andere Verortung der Betrachter:in fordert. So deuten meine Malereien etwa eine Landschaft an, welche auf den zweiten Blick aber nicht räumlich definiert werden kann. Felder und Linien bauen einen Bezug zueinander auf, der aber nicht tiefenräumlich stattfindet. Ich benutze bestimmte Farbigkeiten, die das Bild teilweise in einer plastikhaften Spielzeugwelt verorten, in der Räume und Objekte nicht ganz real wirken, ebenso wie Bilder zwar oft Landschaften, Köpfe oder Objekte zeigen, aber diese auch immer wieder dekonstruieren. In anderen Arbeiten setze ich dagegen immer wieder flache geometrische Formen und Raster gegeneinander, bis sie dann doch irgendwann einen Raum ergeben.
Ich suche immer nach neuen Strategien, um Ebenen zusammenkommen zu lassen und Bilder zu finden, die trotz einer motivischen Offenheit präzise sind. Ich schaue mir dabei alle möglichen Künstler:innen an und wie sie mit Räumlichkeit umgehen. Morandis grob aufgetragene braungraue Flächen, bei denen Dinge klar ausformuliert sind aber doch einen unwirklichen Raum aufmachen sind genauso Material für mich wie Thomas Scheibitz Konstruktionen, die in dem Spiel zwischen grafischer Perfektion und malerischen Gestus etwas Ekliges schaffen. Sadamasa Motonagas grafische Formensprache, Anni Albers Umgang mit Rastern, Raoul de Keysers minimalistische und medial indirekte Malerei, Hilma af Klints zwischen Raum und Diagramm schwebende Arbeiten oder Frank Bowlings Schichtungen helfen mir ebenso dabei, meine Bildfindungsstrategien weiterzuentwickeln, und am Ende bei der Suche nach einer adäquaten Reflexion der virtuellen Räume.
Was mich in letzter Zeit beschäftigt hat, ist auch, wie meine Malereien selbst als Teile in einem Ganzen funktionieren und sich gegenseitig anders erweitern können. Es sind viele kleine Arbeiten sowie eine sehr große (welche allerdings noch im Prozess ist) entstanden, aber auch ein Stuhl, der aus ähnlichen Formen und Konstruktionsgedanken wie meine Malereien entstanden ist. Er ist für mich zum Einen eine Beobachter:innenperspektive, aber auch ein Produkt aus den Spielzeugwelten, mit denen ich mich beschäftige. Er tritt einer Betrachter:in nicht zwangsläufig als Kunstwerk, sondern auch als Gebrauchsgegenstand gegenüber und besitzt so eine ganz andere Realität und Gewicht als die Bilder. Das Zusammentreffen mit der Malerei bringt beide Gegenstände in einen anderen Kontext, ebenso wie Farbstudien und andere kleine Holzstücke den Status der Leinwände daneben beeinflussen.