Medienrestaurierung
Inhalt
Wie können audiovisuelle Kulturgüter dauerhaft erhalten und für künftige Generationen zugänglich gemacht werden? Diese Frage steht im Mittelpunkt des Studiengangs Konservierung und Restaurierung Neuer Medien und Digitaler Information. Er befasst sich mit der Bewahrung audiovisueller Kulturgüter und widmet sich diesen Aufgaben in einzigartiger Weise durch die Vermittlung fundierter theoretischer Kenntnisse in enger Verbindung mit praktischer Arbeit.
Weltweit existieren Tausende von Regalkilometern mit Magnetbändern, Filmdosen, Fotosammlungen, Video- und Tonträgern in unterschiedlichsten Formen und Materialien, die es zu bewahren, zu schützen und digital zugänglich zu machen gilt. Die Erhaltung von Medienkunst und digital erzeugten Daten sowie die Sicherung von materiellem und immateriellem Kulturgut auf audiovisuellen Trägern erfordert umfassende Kenntnisse der verschiedenen Aufzeichnungsverfahren, Materialien und Technologien sowie eine hohe Kompetenz bei der Übertragung in zukunftsfähige Formate. Da die Medien und ihre Umgebungen Produkte ihrer jeweiligen technologischen Epoche sind, werden sie durch technische Weiterentwicklungen häufig obsolet. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit komplexer Erhaltungsmaßnahmen für die Medien und ihre Umgebungen.
Der Studiengang ist national und international hervorragend vernetzt und pflegt Kontakte zu zahlreichen Institutionen im In- und Ausland. Durch die Publikation von Projekten, den Aufbau einer umfangreichen historischen Gerätesammlung und einer Fachbibliothek leistet er einen wichtigen Beitrag zu diesem sich ständig weiterentwickelnden Fachgebiet.
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Berufsbild
Medienrestaurator*innen widmen sich einem hoch aktuellen, breit gefächerten und sehr spannenden Themenkreis: dem Erhalt audiovisueller Datenträger in all ihrer Formenvielfalt. Sie dokumentieren den aktuellen Zustand von Medienkunstwerken, geschädigten Datenträgern, analogen und digitalen Sammlungen. Sie erforschen die Materialität der verwendeten Kunststoffe und deren spezifische Alterungsphänomene. Sie entwickeln Strategien zur langfristigen Sicherung der Originale und zu ihrer Überführung in die digitale Ebene. Durch geeignete Digitalisierung und Metadatenaufbereitung machen sie Inhalte auffindbar und stellen für die Zukunft sicher, dass Medien und zeitbasierte Kunstwerke analog und digital nutzbar und erfahrbar bleiben. Sie bewahren das audiovisuelle Kulturerbe für zukünftige Generationen.
In vielen Museen, Archiven, Bibliotheken und Sammlungen weltweit werden Spezialist*innen benötigt, die den Erhalt der immensen Bestände an audiovisuellen Medien sicherstellen. Die Besonderheit dabei ist, dass audiovisuelle Medien in der Regel nicht ohne geeignete Abspieltechnologie auskommen: Während ein Bild, ein Foto oder auch ein bewegter Filmstreifen noch mit dem bloßen Auge betrachtet werden kann und so seine Informationen preisgibt, benötigen komplexe Medien geeignete Abspielgeräte oder entsprechende Hard- und Software, um genutzt werden zu können. Daraus ergibt sich ein breites Spektrum, das den Beruf einzigartig und besonders vielfältig macht: die Kombination aus Medien- und Gerätetechnik, aus physischer Restaurierung, Erhaltung, Wartung und Optimierung der Wiedergabetechnologie, der Langzeiterhaltung digitaler Daten, sowie dem weiten Feld der digitalen Restaurierung.
Medienrestaurator*innen sind bei öffentlichen und privaten Auftraggeber*innen angestellt oder freiberuflich tätig. Sie übernehmen planende und koordinierende Aufgaben, wie z.B. Sammlungsbegutachtungen, sowie die praktische Durchführung von Archivierungs- und Digitalisierungsprojekten. Sie verfügen über die Schlüsselkompetenz, komplexe Medienkunst in Museen oder Ausstellungen aufzubauen und zu bewahren. Die vielen gebotenen Spezialisierungsmöglichkeiten, die umfangreichen praktischen Arbeiten und die Verbindung zu den schaffenden Medienkünstler*innen im Hause sind an der ABK Stuttgart einmalig.
Durch die Möglichkeit zur Promotion steht Masterabsolvent*innen auch der Weg in Forschung und Lehre offen.
Bachelor
Dauer und Abschluss
Studiendauer | Regelstudienzeit 6 Semester |
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Abschluss | B.A. (Bachelor of Arts) |
ECTS | 180 |
Studieninhalte
Im Bachelorstudium werden die umfassenden Grundlagen der Medienrestaurierung im Sinne der präventiven Konservierung von Kulturobjekten in Theorie und Praxis umfassend vermittelt: Das bedeutet, die vielfältigen Formate und Materialien der Medien identifizieren zu können, ihre individuellen Lagerungsbedingungen zu kennen und durch geeignete konservatorische und restauratorische Maßnahmen für eine möglichst lange Haltbarkeit und Abspielbarkeit zu sorgen. Bestandsaufnahme und Dokumentation stehen dabei im Vordergrund.
Demgegenüber stehen die technischen Voraussetzungen, die für die Digitalisierung und Langzeiterhaltung digitaler Daten notwendig sind. Das Wissen um die jeweilige Technologie, die fachgerechte Wartung und die Erhaltung der Abspielgeräte aller Epochen ist die Grundlage für die Digitalisierung der Träger. Bereits digital vorliegende Daten und Kunstwerke müssen erfasst und in eine robuste Archivumgebung überführt werden, die den Zugriff und die Auffindbarkeit für die Zukunft ermöglicht. Das Wissen um Datenbanken und Metadaten ist dabei eine wichtige Grundlage .
Hinzu kommen die vielfältigen Aspekte der Präsentation audiovisueller Medien in Ausstellungen und Publikationen, etwa als analoge Videoinstallation, als digitales Kunstwerk oder als Dokument vergangener Kulturen und Ereignisse. Schließlich vermittelt das Bachelorstudium die ethischen und ästhetischen Werte, die für ein so breites Tätigkeitsfeld erforderlich sind.
Die Inhalte auf einen Blick:
- Analoge und digitale Bild- und Tonverfahren
- Medien- und Kunstgeschichte
- Archiv- und Bibliothekswesen
- Angewandte Naturwissenschaften
- Fotografie
- Langzeiterhaltung und Integrität Digitaler Daten
- Technologie und Digitalisierung von AV-Medien
- Time-based Media
- Gerätewartung und Instandhaltung
- Grundlagen der Elektronik
- Präventive Konservierung Digitale Restaurierung
- Ethik der Restaurierung
- Medien-Ausstellungstechnik
- Computertechnik
- Informatik
- Museologie
- Netart
- Streaming Media
- Gamekultur
- Virtual Reality & 3D
Exkursionen im In- und Ausland vertiefen die Lehrinhalte.
Bachelorarbeit und Abschlussprüfung
Das Bachelorstudium schließt mit der 4-monatigen Bachelorarbeit und einer Abschlussprüfung ab und entspricht Niveau 6 der „Professional Guidelines“ des Europäischen Dachverbands „European Confederation of Conservator-Restorers Organizations E.C.C.O.“ (ecco-eu.org).
Der Bachelorabschluss qualifiziert zur Aufnahme eines Masterstudiums in Studiengängen der Konservierung und Restaurierung mit der gleichen thematischen Ausrichtung.
Der B.A.-Abschluss qualifiziert noch nicht zur eigenständigen Berufsausübung, weshalb der M.A.-Abschluss empfohlen wird.
Regularien
Bewerben
Master
Dauer und Abschluss
Studiendauer | Regelstudienzeit 4 Semester |
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Abschluss | M.A. (Master of Arts) |
ECTS | 120 |
Studieninhalte
Der Masterstudiengang baut auf den im Bachelorstudiengang erworbenen Fähigkeiten auf und vertieft gezielt das dort erworbene Grundlagenwissen, um die notwendige Fachkompetenz für eine spätere eigenverantwortliche Berufstätigkeit zu vermitteln. Das Studium führt an den Stand aktueller Forschung heran und befähigt, komplexe Konservierungs- und Restaurierungsprojekte zu entwickeln bzw. durchzuführen.
Der Masterstudiengang zeichnet sich durch viele Wahlmöglichkeiten und eine große akademische Freiheit aus: Studierende können aus einer Vielzahl von Blockveranstaltungen aus den Bereichen Materialwissenschaften, Konservierungswissenschaft sowie modernen Gegenständen zeitgenössischer Kunst diejenigen auswählen, die sie am meisten interessieren und so ihr eigenes fachliches Profil entwickeln (vgl. Modulhandbuch im Abschnitt Regularien).
Masterarbeit
Das Masterstudium wird mit der sechsmonatigen Masterarbeit abgeschlossen. Mit erfolgreichem Abschluss verfügen die Studierenden über Kompetenzen gemäß Niveau 7 der E.C.C.O Professional Guidelines (ecco-eu.org). Der M.A.-Abschluss befähigt Sie zur selbständigen Ausübung des Berufs sowie zur Promotion.
Regularien
Bewerben
Projektarbeiten
Chair, Miriam; Hilbig, Paula; Bai, Hao; Bergalevich, Anastasija. Reinigung, bestandserhaltende Maßnahmen und Digitalisierung eines Fotoalbums mit historischen Abzügen aus den Jahren 1910-1930. Dachbodenfund, Privatbesitz. Wien/ Ebreichsdorf. Projektarbeit, 2024.
Chair, Miriam; Hilbig, Paula; Bai, Hao; Bergalevich, Anastasija. Fotografischer Nachlass Theodor Walz. Materialidentifikation, Konzept zur Bestandserhaltung, Erfassung. Stadtarchiv Crailsheim. Projektarbeit, 2024.
Chair, Miriam; Hilbig, Paula; Bai, Hao; Bergalevich, Anastasija. Spielbarmachung, Reinigung und Digitalisierung eines Konvolutes durch Lagerungsschäden miteinander verklebter Lackplatten aus dem Bestand des Stadtarchivs Crailsheim. Projektarbeit, 2024.
Chair, Miriam. Monica Bonvicini „Destroy She Said“. Erfassung, Identifikation, Fotografische Dokumentation und Digitalisierung einer Videoinstallation aus dem Jahr 1998. The Schaufler Foundation, Schauwerk Sindelfingen. Projektarbeit, 2023.
Hilbig, Paula. Marcel Odenbach „Das Große Fenster“. Erfassung, Identifikation, Fotografische Dokumentation und Digitalisierung einer Videoinstallation aus dem Jahr 2001. The Schaufler Foundation, Schauwerk Sindelfingen. Projektarbeit, 2023.
Masterarbeiten
2022
Lin, Tzu-Chuan. Zeichnen einer Verbindung: Dokumentationsmethode für die Max/MSP-basierten Kunstwerke Untersuchung von zwei Fällen: die interaktive Videoinstallation Border Patrol, Paul Garrin und David Rokeby, und die Klanginstallation Particle Noise, Carsten Nicolai. Masterarbeit, 2022.
Kästle, Julia. Wasserschaden im Filmarchiv: Sammlung und Bewertung von Konzepten, um die Erhaltung von nassem Filmmaterial bis zur Bearbeitung sicherzustellen. Masterarbeit, 2021.
2019
Franziska Fierdag. Untersuchung der Interferenzerscheinungen an Kollodiumfotografien und Ermitteln einer geeigneten Lichtquelle zur Identifizierung dieses Verfahren durch die Interferenz. Masterarbeit, 2019.
Manuel Laudien. Früher war alles schneller – Analyse und Korrektur von Bildwiederholfrequenzen und Tempo digitalisierter historischer Filme. Masterarbeit, 2019.
Carmen Rodriguez. Möglichkeiten der Konzeption und Implementierung eines Qualitätsmanagementsystems zur Kontrolle der Digitalisierung von analogen Audiomaterialien am Historischen Archiv der Stadt Köln. Masterarbeit, 2019.
Mona Ulrich. Erfassung von Suchmaschinenergebnisseiten im Webarchiv-Format. Masterarbeit, 2019.
Forschung
Der Studiengang ist immer wieder an Forschungsprojekten beteiligt und dafür im In- und Ausland ausgezeichnet vernetzt.
Promotion
Seit 2002 bietet die ABK Stuttgart die Möglichkeit zur Promotion an. Sie bietet Absolvent*innen der ABK Stuttgart und anderer Hochschulen die Möglichkeit, sich im Anschluss an die Masterarbeit einem mehrjährigen Forschungsprojekt zu widmen und originäre Beiträge zum noch jungen, sich aber dynamisch entwickelnden Forschungsgebiet der Konservierungswissenschaft zu leisten.
Wer im Anschluss an das Masterstudium einen wissenschaftlichen Weg einschlagen möchte, hat die Möglichkeit an der ABK im Studiengang Konservierung und Restaurierung Neuer Medien und Digitaler Information zu promovieren. Bei Interesse an einer solchen Promotion wenden Sie sich bitte an die Studiengangsleitung.
Die Promotionsordnung und weitere Informationen zum Promotionsverfahren, zu Fördermöglichkeiten sowie zu laufenden und abgeschlossenen Promotionsprojekten finden sich unter Promotion.