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Prof. Fahim Mohammadi

Kurzvita

2024 Prorektor für Internationalisierung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

seit 2015 Professor für Grundlagen der Gestaltung und experimentelles Entwerfen in den Studiengängen Architektur und Industrial Design an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Prof. Fahim Mohammadi studierte Architektur an der Technischen Universität zu Braunschweig und an der Architectural Association in London, wo er sich in den Jahren 2009 bis 2011 mit Studien im Bereich „Soft Body Architecture“ am Design Research Laboratory der AA befasste. Es folgte eine Vertiefung im Rahmen eines Studiums des Bauingenieurwesens mit Schwerpunkt Membranstrukturen an der Hochschule Anhalt.

Von 2011–2015 unterrichtete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter, mit den Schwerpunkten Entwurfsgrundlagen und experimenteller Entwurf, an der Fakultät Architektur der Technischen Universität Braunschweig und fungierte dort als stellvertretender Leiter des Instituts für experimentelles Entwerfen.

Sein Forschungsinteresse liegt in der bildungswissenschaftlichen Untersuchung der Studieneingangsphase an der Schnittstelle von Reformpädagogik und Soziologie, mit besonderem Blick auf die Themen Inklusion, Diversität und Selektion.

Im Oktober 2015 folgte die Berufung zum Professor für Grundlagen der Gestaltung an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste zu Stuttgart.

Fahim Mohammadi ist Vorstandsmitglied der ELIA (European League of Institutes of the Arts), externes Mitglied des Advisory Board „Bauhaus 21“ an der Hochschule Anhalt und Mitglied der Vertreterversammlungen des Stuttgarter Studentenwerks e.V. und des Studierendenwerks Stuttgart. Seit Oktober 2019 ist er gewähltes Mitglied des Senats an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart.

Lehrinhalte

Um die Studierenden der Architektur und des Industrial Designs gleich zu Beginn ihres Studiums aus den Routinen des Schulbetriebs und des „bewährten“ Wissens herauszuholen, etablieren wir in unserem Pflichtkurs ein ausgewogenes Verhältnis von intuitiver und diskursiver Erkenntnis, das auf einer wechselseitigen Spannung zwischen Wissenschaft und Kunst basiert und andere Formen des Gegenstandsbezugs zulässt. Es operiert das Szenario des Homo Ludens (Huizinga, 1987), das innerhalb einer Art Inkubator für eine gewisse Zeit Zweck- und Konventionslogiken in der Grundklasse ausblendet, um unkonventionelle Denk-und Schaffensprozesse einzuleiten: ein ästhetisches Spiel beginnt.

Den Studierenden sollen so — im Sinne einer ästhetischen Praxis —, neben dem Erlernen handwerklicher Fähigkeiten, Erfahrungen ermöglicht werden, etwa ein Material nicht als passive Projektionsfläche für den Gestaltungswillen zu sehen, sondern als Kollaborateur in einem Formfindungsprozess zu verstehen. Anstelle eines finalen Zustands bringt eine solche Betrachtungs- und Handlungsweise — anstatt eines mehr oder weniger den eigenen Vorstellungen entsprechenden Ergebnisses — eine Vielzahl an Potentialen und Möglichkeiten hervor, die es praktisch zu reflektieren gilt. Dies führt im Laufe des ersten Studienjahres innerhalb des Moduls zu einer eigenen, legitimen Definition von Gestaltung als in sich schlüssigen, co-kreativen, experimentellen und erkenntnisproduzierenden Prozess, der höchst adaptiv und transparent sein kann.

Dieser Vorgang vollzieht sich in der Grundklasse im Modul „Grundlagen der Gestaltung“ in fünf aufeinander aufbauenden Teilaufgaben, den „Phasen“. Diese werden von den Studierenden, mit einer Ausnahme, in Einzelarbeit durchlaufen und haben folgende Schwerpunkte: Intuitives Spiel, Systemik, Evolution, Hybridisierung und der vermittelbaren Synthese dieser Teilbereiche.

Bei dieser insgesamt eher introspektiven Vorgehensweise kommt der Darstellungs- bzw. Vermittlungsstrategie der Studierenden und ihrer Praxis innerhalb unseres Moduls eine besondere Rolle zu. Neben dem Erlernen und Anwenden zeitgenössischer Medien und Tools erfahren die Studierenden die Zeichnung als weiteres angewandtes Vermittlungstool jenseits des rein Abbildenden kennen, das zeitbasierte Phänomene — wie etwa Dynamik oder Selbstorganisation — behandelt und eigene spezifische Ausdrucksweisen (er-)finden kann.

Die Studierenden entwickeln und erfinden so im Umgang mit Material, Form und hinzukommenden Bedingungen eigene, anpassungsfähige Regeln und Systeme, basierend auf Phänomenen, die sich während des Machens ergeben und lernen dadurch Gestaltung — gleich zu Beginn ihres Studiums — als improvisatorisch generierenden Prozess kennen, der ohne das seit der Neuzeit tradierte Modell des Entwurfs als starres Regelsystem und Vorabbildung des zu entstehenden Gegenstandes auskommen kann.