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»Wie nehmen wir Kunst im Museum wahr?«

 

Mit dieser Fragestellung startete unser interdisziplinäres Gestaltungsteam, bestehend aus Benjamin Rose (Architektur), Isabella Altemani (Architektur), Julia Klawitter (Textil Design) und Kathrin Alischer (Industrial Design), in das Kooperationsprojekt mit dem Kunstmuseum Stuttgart. Für die szenografische Inszenierung der Ausstellung »zwischen system&intuition: KONKRETE KÜNSTLERINNEN« entwarfen wir Sitzelemente (1) und Vitrinenlanschaften (2).

 

Die ausgestellten Kunstwerke bestehen zum größten Teil aus Malereien und Skulpturen, zusätzlich sind ein Soundkunstwerk, sowie Leuchtkästen in der Ausstellung zu begutachten. Die Kunstwerke zeichnen sich durch ihre klare Farbgebung sowie den Fokus auf Flächen, Formen und Materialität aus. Es gibt so viele Details zu entdecken und man ist versucht, noch näher an die Kunstwerke heranzutreten.

 

Aber Achtung! Nur betrachten! Nicht anfassen!

 

Wie in Kunstmuseen üblich, muss ein Mindestabstand gewahrt werden; die Werke werden vor Staub, Feuchtigkeit und vor den der Berührung der Besucher*innen geschützt. Diese zurückweisende Unnahbarkeit motivierte uns, Museumsmöbel zu entwerfen, welche eine direktere Erfahrbarkeit von Farbigkeit, Fläche und Form in Bezug auf die Kunstwerke ermöglichen. Der visuelle Charakter der Kunst wird über die eingesetzten Materialien taktil erfahrbar. Neben der Gestaltung visuell-taktiler Merkmale bedienten wir uns dem Phänomen des Perspektivenwechsels. Durch eine Umgestaltung der Museumsmöbel, bestehend aus Sitzmöbeln (1) und Vitrinen (2), kann so eine neue Erfahrbarkeit zur ausgestellten Kunst geschaffen werden. Was wäre wenn: Besucher*innen auf einem Teppich liegen würden, Besucher*innen auf einem Sprungbrett durch die Luft fliegen würden, die Malerei von einer Wendeltreppe betrachtet würde. Mit unseren Sitzelementen möchten wir den Moment des Verweilens im Museum gestalten. Die Sitzelemente (1) werden so zu Akteuren der Szenografie, lösen den strengen Charakter des Museums auf und schaffen einen Raum, in welchem die Dynamik der Farben, Formen und Materialien der Kunstwerke erfahrbar werden. Zu den gestalteten Sitzelementen gehören Hocker, Bänke, Boden- und Wandteppichen sowie hybride Sitzgelegenheiten. Diese bieten Gelegenheiten zum Verweilen und Betrachten.

 

Die veränderte Wahrnehmung durch Perspektivwechsel findet sich auch bei den gestalteten Vitrinenlanschaften (2) wieder. Die zu Ensembles zusammengestellten Einzelvitrinen laden Besucher*innen zum Erkunden der ausgestellten Skulpturen ein. Der Perspektivwechsel entsteht durch die unterschiedlichen Höhen der einzelnen Vitrinen sowie die asymmetrische Anordnung der Plexiglashauben auf den Sockeln. Die Sockel sind in anthrazitfarbigem Holzwerkstoff geplant und scheinen so mit dem grauen Boden zu verschwimmen. Das Verschwimmen von Boden und Sockel verstärkt den Eindruck einer monotonen Landschaft und fokussiert den Blick der Besucher*innen auf die Skulpturen.

 

Die von uns gestalteten »Akteure der Szenografie«, bestehend aus Sitzelementen und Vitrinen, ergänzen die ausgestellten Kunstwerke als eigenständiger Teil der Ausstellung. Die Akteure greifen den Farb- und Formcharakter der ausgestellten Werke auf und erweitern diese um taktil-visuelle Eigenschaften. Sitzelemente und Vitrinen sind eine Antwort auf die Frage, wie wir Kunst im Museum wahrnehmen.