Gründungsviertel Lübeck, Ismael Rittmann

Die Lübecker Altstadt auf der Traveinsel ist mit ihrem Status als UNESCO Welterbe ein interessanter und einzigartiger Bauort. Durch die Räumung einer ehemaligen Schule, wurden zwei ganze Straßenblocks frei und 2016 in einem offenen Wettbewerb mit 34 einzelnen Baufeldern ausgeschrieben. Entstehen sollten Wohnhäuser mit teilweise Gewerbe- oder Büronutzung im Erdgeschoss. Außerdem wurden dem Wettbewerb ein ausführlicher Gestaltungsleitfaden und Untersuchungen des historischen Kontextes beigelegt. Dem geschichtsträchtigen Hintergrund wollte ich einerseits mit respektierender Haltung und andererseits Experimentierfreudigkeit zu neuen Formen entgegnen. Daraus entstand das Konzept der physikalischen und gestalterischen Trennung von tatsächlichem Haus und dessen straßenseitiger Fassade, um mir kreativen Freiraum und ein neues Wohnungskonzept zu schaffen. Des weiteren habe ich zwei Baufelder zusammengeschlossen und mit einem Erschließungskern platzsparend verbunden. Die sich darum entwickelnden Geschosswohnungen variieren in Größe und Ausrichtung, folgen aber immer den selben Prinzipien. Das Haus ist in hybrider Bauweise aus Mauerwerk und Holzfertigteildecken gedacht, mit zwei sehr unterschiedlichen und markanten Fassadenbildern. Die hofseitige Fassade entwickelt sich aus dem Inneren und richtet die Wohnungsfenster dem jeweils längsten Blick in den Hof aus. Die straßenseitige Fassade bildet einen zusätzlichen außenliegenden Wohnraum über Balkone aus und ist je Haus ein lichtdurchlässiger, abstrahierter Abdruck der historischen Fassade von vor den Bombenzerstörungen des 2. Weltkriegs.