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Bei dem portraitierten Modell handelt es sich um einen befreundeten Menschen des Malers, der für sich selbst (oder: der für sich selbst steht) und generell die Verortung im binären System von männlich und weiblich hinterfragt und sich daher frei zwischen diesen Polen bewegt und auch diese Dualität selbst problematisiert. Dies soll durch das Spiel mit vermeintlich weiblichen und männlichen Attributen ausgedrückt werden. Einen Hinweis auf den feministischen Background (alternativ: Hintergrund) der dargestellten Person soll das vom Modell selbst ausgewählte Buch »Soll man De Sade verbrennen« der französischen Philosophin Simone de Beauvoir, welche mit ihrem Werk »Das andere Geschlecht« einen Meilenstein des feministischen Diskurses und Kampfes schuf, geben. Wie auch das folgende Selbstportrait des Malers steht dieses Gemälde in der Tradition der europäischen Portraitmalerei, die vorrangig dazu diente den Status und die Rolle eines Menschen in der Gesellschaft zu betonen. Diese Eigenschaft erfüllt auch dieses Gemälde, allerdings unter umgekehrten Vorzeichen, da es hier nicht darum geht, die von der Gesellschaft vorgegebenen und daher vom Individuum angestrebten Status und Rolle wiederzugeben, sondern andersherum, der Gesellschaft die vom Individuum selbstbestimmte Rolle und Selbstdefinition zu vermitteln.