Herzlich willkommen Hanna Hennenkemper, Katrin Plavčak und Lucienne Roberts
Inhalt
Die ABK Stuttgart hat zum Wintersemester 2022/2023 drei Professuren neu besetzt: Hanna Hennenkemper übernimmt die Professur für Allgemeine Künstlerische Bildung, Katrin Plavčak wird Professorin für Malerei und Zeichnung, Lucienne Roberts ist die neue Professorin für Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Editorial Design.
Die ABK hat sich die Förderung des weiblichen Nachwuchses sowie die Internationalisierung zum Ziel gesetzt und freut sich außerordentlich über diese Entwicklung.
Die bildende Künstlerin Hanna Hennenkemper, 1974 in Flensburg geboren, lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Zeichnung und Druckgrafik bei Prof. E. Thieme an der Muthesius Kunsthochschule Kiel und bei Prof. H. Schimansky an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Von 2006 an unterrichtete sie unter anderem an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und an der Hochschule Luzern zeitgenössische Zeichnung und Druckgrafik. Im Rahmen einer Gastprofessur lehrte sie ebendieses Fach an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Von 2021 bis zu ihrem Ruf an die ABK lehrte sie an der Humboldt Universität zu Berlin und verwaltete an der HBK Braunschweig eine Professur für künstlerische Grundlagen.
Hanna Hennenkemper erhielt eine Reihe an Stipendien wie das Arbeitsstipendium der Aldegrever-Gesellschaft Münster (2008), das Stipendium des Landes Schleswig-Holstein im Schloss Salzau (2010), das Stipendium des Edvard-Munch-Hauses, Warnemünde (2012), Residenzstipendien des Künstlerhauses München (2014) und des Goethe-Instituts im Museu do Trabalho, Porto Alegre, Brasilien (2017), ein Recherche-Stipendium des Berliner Senats (2019) sowie 2020 das Kulturprojektestipendium Berlin. Die Künstlerin ist in nationalen und internationalen Ausstellungen und Sammlungen vertreten. 2010 erhielt sie die Auszeichnung „Dr. Herbert-Zapp-Preis für junge Kunst“ und 2012 den „Christine-Perthen-Preis“ der Berlinischen Galerie, Museum für moderne Kunst, Fotografie und Architektur in Berlin. Hanna Hennenkemper engagiert sich im VdBK 1867 und organisiert bzw. kuratiert zusammen mit Ludwig Seyfarth, Kunsthistoriker und Kurator im KAI 10/Arthena-Foundation in Düsseldorf, die internationale Ausstellungsreihe zur zeitgenössischen Zeichnung „The body of drawing“. // www.hannahennenkemper.de
In ihrer Lehre an der ABK geht es Hanna Hennenkemper darum, die Studierenden dabei zu unterstützen, ihre vielfältigen Themen und Anliegen bildnerisch zu befragen und umzusetzen. Die freie Arbeit an eigenen Themen steht für sie daher im Mittelpunkt der Grundlehre. Die Basis hierfür sollte eine offene Haltung und Experimentierfreudigkeit jenseits medialer Festlegung sein. Beim Arbeiten mit verschiedenen Techniken und unterschiedlichen Verfahren können konkrete bildnerische Erfahrungen gesammelt werden, um das eigene mediale Bewusstsein weiterzuentwickeln und um Zusammenhänge von Form und Inhalt zu erproben. Neben der allgemeinen künstlerischen Grundlehre wird – mit Blick auf die gut ausgestatteten Werkstätten der ABK – ein zusätzlicher Fokus auf der Vermittlung druckgrafischer Techniken gelegt, die als historische Techniken vielfältige Möglichkeiten bieten, medienhistorisch und kontextorientiert mit ihnen zu arbeiten. Konzeptuelle wie intuitive Prozesse sollen erlernt und erprobt werden, um den Studierenden ein Bewusstsein für die Eigenständigkeit ihrer Arbeit in einem größeren Kontext zu ermöglichen.
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Katrin Plavčak wurde 1970 in Gütersloh geboren, verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Berlin und zog dann mit ihrer Familie nach Zeltweg in Österreich. Sie studierte Malerei bei Prof. Wolfgang Hollegha und Prof.in Sue Williams an der Akademie der bildenden Künste Wien. Katrin Plavčak sammelte Lehrerfahrung unter anderem an der Kunstuniversität Linz, der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und an der Universität für angewandte Kunst Wien. Für ihre künstlerische Arbeit erhielt sie den Frauen.Kunst.Preis (2002), den Georg-Eisler-Preis (2003), und zuletzt den Alfred-Klinkan-Preis (2020). Prägend für sie waren längere Auslandsaufenthalte in Chengdu, in Mosambik, und in den USA. Katrin Plavčak ist eine vielseitige Künstlerin, die sich neben der Malerei auch mit Skulptur und Musik beschäftigt. So spielte sie in den Indie-Bands „Blendwerk“ in Wien und Erste Stufe Haifisch in Berlin, und mit Ulrika Segerberg im Duo M.O.G. (Mothers of God. Seit 2017 formiert Katrin Plavčak (git/voc) sich mit Nicholas Hoffman und Oliver Stotz zur Band „Kinky Muppet“. Von 2012 bis 2014 war Katrin Plavčak Mitglied der feministischen Künstlerinnengruppe „ff.“, aus der die Website www.thehistoryofpaintingrevisited.weebly.com, ein wachsendes Archiv, bestehend aus Biografien und Bildmaterialien von Malerinnen der Kunstgeschichte, hervorging.
Katrin Plavčak präsentierte ihre Arbeiten bislang in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen. Ihre jüngsten Projekte im öffentlichen Raum umfassen das Kunst am Bau-Projekt „Vertikales Orchester“ von 40 Metall-Scherenschnitten in einem Hochhaus-Neubau in St. Marx in Wien (2022), „Das wilde Leben“, ein gemeinsames Fassadenbild-Ensemble mit der Künstlerin Esther Stocker in Wien-Oberlaa (2021), und „History never stops“, ein 2,5 x 55 Meter großes Wandbild für die Nye Jordal Amfi-Eishockeystadion in Oslo in Norwegen (2020). // www.katrinplavcak.net
Fragen zur Herkunft der Inspiration für die eigene Malerei, die Auseinandersetzung mit Erfindungsgabe, Vorstellungskraft, Fantasie und Ideen, aber auch die Recherche nach Inhalten verbunden mit dem Ziel, Malerei auch als kritisches Medium nutzbar zu machen, bilden den Ausgangspunkt ihrer Lehre an der ABK. Ein praxisbezogener Ansatz, der alte und neue Techniken der Malerei vermittelt und das Experimentieren und Kombinieren verschiedener Malereimethoden und Medien zulässt soll die Studierenden ihrer Klasse darauf hinführen, sich die Malerei eigen zu machen. Die kritische Infragestellung des kunstgeschichtlichen Kanons, das Aufspüren weiblicher Protagonistinnen als Role Models für angehende Künstler*innen wird die Studierenden durch das Studium begleiten.
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Lucienne Roberts ist Gründerin des in London ansässigen Designstudios Lucienne Roberts+ und Mitbegründerin des Verlags- und Grafikdesignunternehmens GraphicDesign&, das dafür steht, dass grafische Gestaltung für alle gesellschaftlichen Bereiche relevant ist und regelmäßig Projekte organisiert, bei denen Grafikdesigner*innen mit Expert*innen aus anderen Fachbereichen eng zusammenarbeiten.
Ihre Ausbildung begann Lucienne Roberts zunächst in einer Schauspielschule, wandte sich dann aber dem Grafikdesign zu und studierte am Central Saint Martins College of Art and Design in London sowie an der Birkbeck University of London. Später widmete sie sich noch der Englischen Literatur. An der School of Engineering der Universität von Southampton hatte Lucienne Roberts eine einzigartig ausgerichtete Gastprofessur (Royal Academy of Engineering Visiting Professor) im Fach Grafische Kommunikation inne, die – analog zu ihrer Arbeit im Rahmen von GraphicDesign& – stellvertretend für ihren interdisziplinären Ansatz in ihrem grafisch-künstlerischen Arbeiten wie auch für ihre Lehre steht.
Lucienne Roberts veröffentliche eine Reihe an Publikationen, zu denen das zentrale Werk des Grafikdesigns „Good: An Introduction to Ethics in Graphic Design“ gehört. 2020/2021 war sie International Fellow am Hoffmitz Milken Center for Typography, ArtCenter in Los Angeles. Die in ihrem Studio Lucienne Roberts+ realisierten Projekte finden weltweit Anerkennung. So z. B. die Installation „Perhaps it’s not you, it’s me“ bei A–Z Presents, Berlin, in der sie Liebesbriefe an das Grafikdesign thematisiert; das 2D-Design für das Cooper Hewitt, Smithsonian Design Museum in New York City im Rahmen der Ausstellung „Underground Modernist: E McKnight Kauffer“, sowie die AR-Arbeit „Down is Up/Up is Down“, eine Installation, die im Rahmen des Non-Pavilion-Konzepts beim Londoner Design Festival im Jahr 2019 präsentiert wurde. „Can Graphic Design Save Your Life?“ und „Hope to Nope: Graphics and Politics 2008–18“ sind zwei von Kritiker*innen gelobte große Ausstellungen, an denen Lucienne Roberts maßgeblich als Initiatorin und Ko-Kuratorin beteiligt war. // www.luciennerobertsplus.com
Lucienne Roberts Praxis und Lehre sind von ihrer Überzeugung geprägt, dass Kommunikationsdesign, Ethik und Politik untrennbar miteinander verbunden sind. „Kommunikationsdesign ist wohl die egalitärste Form der visuellen Kunst. Ob auf dem Bildschirm, auf Papier, in Stoff gewebt, in Stein gemeißelt, hoch oben auf Dächern, mit Füßen getreten, flimmernd, blinkend oder leise das Herz berührend – es wird von allen genutzt, ist für jede andere Disziplin relevant und dazu da, Verhaltensveränderungen zu bewirken. Deshalb ist Kommunikationsdesign so wichtig. Doch zugleich bringt es Verantwortung mit sich“, so die Designerin. Künstlerische Bildung bietet traditionell ein Umfeld für freies Denken, Experimentieren und Nonkonformismus. Hier erhält man den Raum, der es einem ermöglicht, sich unterschiedliche Utopien auszumalen und darüber nachzudenken, was dem Leben Sinn verleiht. In ihrer Lehre an der ABK hat sie sich zum Ziel gesetzt, die Studierenden dabei zu unterstützen, die Praxis des Designs neu zu denken. In Team- und Einzelarbeit sollen im Rahmen breit gefächerter Projekte und Aktivitäten die einzigartigen Fähigkeiten, Kenntnisse und Talente jedes einzelnen Studierenden herausgearbeitet werden. Der interdisziplinäre Charakter wird dabei in den Vordergrund gestellt. // Artist’s statement (pdf)