Places from my mind, Irina Zich

Man begibt sich auf eine Reise ins ewige Eis, durch Taiga und schneebedeckten Gebiete, auf sonnige Berggipfeln und über die unendlichen Weiten der Tundra, bis ins nebelige Nirgendwo.
Dahin wo im kurzen Sommer Temperaturen über 30 Grad steigen, während die in den neuen Monaten dauernden Winter bis zu minus 60 Grad fallen. Dieser Ort heißt Jakutien. Dort bin ich geboren und 17 Jahre gelebt, so sind meine Kindheits- und Jugenderinnerungen von dieser Atmosphäre geprägt. Erinnerungen können aber wie alte Fotos mit der Zeit verblassen. Unser Gedächtnis verfärbt Erinnerungen nicht nur, es verfälscht oder erfindet sie sogar neu. Es füllt die Erinnerungen mit den aktuellen Gefühlen und Erfahrungen – sie werden so den aktuellen Bedürfnissen angepasst. Dabei entsteht eine Mischung aus Erinnerungen, Beobachtungen und Emotionen.

Bei näherer Betrachtung ähneln diese Kindheits- und Jugenderinnerungen nicht mehr genau der gelebten Realität. Dabei entstehen Bilder, bei denen es nicht um die Realität geht, sondern darum, wie man diese durch die heutige Erfahrung reflektiert. Diese Bilder, die aus einem Wirbel verblassender Wahrnehmungen und Halberinnerungen aufgebaut und zusammengesetzt werden, bekommen dann eine collagierte und surreale Qualität. So werden reale Orte und Gegebenheiten zu abstrakten Erinnerungen und imaginären Szenerien.

Diese Serie von Werken ist eine Reflexion von Stimmungen und Orten aus meiner Vergangenheit, die nun durch die Distanz von Zeit und Raum verblassen sind. Mit Hilfe der Vorstellungskraft und »kreativen Fehlerinnerung« werden diese Erinnerungen bewusst oder unbewusst mit imaginären Details gefüllt, neue Szenerien erschaffen, fremdes Kolorit dazugefügt – so entstehen neue »Places from my mind«.