TIME LEAVES TRACES, Gabriele Vees
Inhalt
»TIME LEAVES TRACES« (zu Deutsch: Zeit hinterlässt Spuren) verdeutlicht die zentrale Rolle der Zeit in meinen Arbeiten. Sie vergeht und hinterlässt auf unterschiedliche Weise ihre Spuren. Die biotischen und abiotischen Faktoren wirken mit der Zeit auf die belebte und unbelebte Materie. Die Zeit führt zu Entwicklung, die Zeit prägt, die Zeit heilt, die Zeit führt aber auch zur Vergänglichkeit. In meinen Arbeiten versuche ich die Zeit anzuhalten, zeige Momentaufnahmen und stoppe Zersetzungsvorgänge. Wie der Landartkünstler Richard Long es ausdrückt: »Die Quelle meiner Arbeit ist die Natur« ¹, so lasse auch ich mich von der Natur inspirieren. Wenn ich mich in der Natur aufhalte, wird die Landschaft dominiert von Bäumen. Sie sind die größten Vertreter der Flora. Bäume haben etwas Mächtiges und Erhabenes. Ihre tiefen Wurzeln machen sie gegen starke Stürme standhaft. Ihre Größe und ihre Alter lässt einen ehrfürchtig werden und zur Ruhe kommen.
»Die Wälder schweigen. Doch sie sind nicht stumm. Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden.« Erich Kästner
Stellvertretend für natürliche Prozesse wurde der Baum zum Gegenstand meiner Kunst. Bei der Beschäftigung mit dem Künstler Giuseppe Penone konnte ich viele Parallelen zu meinen Arbeiten feststellen. Auch bei Penone kommt dem Baum in seiner fortlaufenden Serie »Alberi« eine zentrale Bedeutung zu. Für ihn ist der Baum ein Denkmal, das die Bedingungen des Lebens in Jahresringen, Rinde und Zweigwerk spiegelt. Durch die skulpturale Transformation möchte ich mit meinen Werken das Augenmerk des Betrachters auf die Natur lenken, der dabei eine neue Sicht auf äußerlich Bekanntes gewinnen kann. Details, die schon lange existieren, aber versteckt waren oder leicht übersehen werden, sollen dem Betrachter zugänglich gemacht werden. Bei der skulpturalen Transformation der Bäume habe ich mich an der von der Natur vorgegebenen Form orientiert, um die individuellen Besonderheiten und Details hervorzuheben.
¹Richard Long (1982), cited in: Description of the exhibition Concentrations IX: Richard Long, March 31–July 8, 1984 at the Dallas Museum of Art https://texashistory.unt.edu/ark:/67531/metapth224905/m1/1/. Zugriff vom 27.12.2022.