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Der Held ist aus vielen Erzählungen in unserem Kulturkreis kaum wegzudenken. Als Narrativ findet er einen Platz in den aufwendig produzierten Filmen aus Hollywood, in karriereorientierten Lebensläufen oder auch hinter privaten Leistungen. Mich interessiert er als stark männlich konnotierte Figur mentaler und körperlicher Überlegenheit, als Kämpfer, als Maschine, die funktioniert, alles aushält und sich »der guten Sache« widmet. Er verkörpert dabei den Wunsch nach Transzendenz menschlichen Lebens konstruiert entlang kriegerische Handlungen. Von der Erfindung der ersten Waffe, der Kontrolle über das Feuer, dem Sieg über das Böse, die Unterwerfung der Erde, die Eroberung des Weltalls. Es wundert nicht, dass die meisten Science-Fiction-Erzählungen einen Helden brauchen. Auffallend ist, dass dieses Narrativ in unseren Erzählungen wiederholt wird und es scheinbar keine andere Geschichte von Bedeutung gibt. Trotz aller Popularität stellt sich die Frage, ob wir nicht satt sind von diesen einseitigen Geschichten. Wollen wir uns diesem Narrativ der Gewalt weiter unterordnen? Bereits 1986 schrieb Ursula K. Le Guin den Essay »The Carrier Bag Theorie of Fiction« der andere Erzählformen als der des Helden vorschlägt und mahnt, dass es an der Zeit sei, diese Geschichten zu erzählen. In »I Am Not Telling That Story« folgen wir einem Helden, der zu einer scheinbar unspektakulären Mission auf einen fremden Planeten geschickt wurde. In Kontrast zu der friedlichen Landschaft holen ihn immer wieder Flashbacks aus der Vergangenheit voller Kampf und Leid ein. Zitate aus Le Guins Text erscheinen und lassen uns immer mehr daran zweifeln ob wir dieser Narration weiter folgen möchten. Schließlich scheint auch der Held sich selbst in Frage zu stellen. Denn auch er ist mit diesem unspektakulären Auftrag Teil der anderen Erzählung geworden. Denen des Carrier Bags.