Biosprit, Frank Orth
Inhalt
Skandal um Biosprit
Seit dem Jahr 2003 fördert die Bundesregierung zusammen mit der EU, Biosprit im großen Stil. Seit dem Jahr 2009 wurde sogar ein verbindlicher Biospritanteil von des gesamten Kraftstoffes festgelegt. (Bild 1)
Der sogenannte Biosprit soll helfen, die nationalen und europaweiten Klimaziele zu erreichen, indem der Ausstoß von Treibhausgas verringert wird. So argumentieren die europäischen Länder, dass der Kraftstoff, welcher aus Nahrungspflanzen gewonnen wird, -neutral sei. Denn theoretisch wird beim Verbrennen der Pflanze so viel freigesetzt, wie viel sie während des Wachstums aufgenommen hat. (Bei Kohle ist das eben vor rund 400 Millionen Jahren passiert). Man kann jedoch von »neutral« nur dann sprechen, wenn der Raffinerieprozess und der Agrarprozess ausgeblendet werden. So braucht man zum Beispiel für Biosprit Trinkwasser (je nach Anbauregion). Wird dies in die Rechnung mitaufgenommen und werden »ungenutzte Grasflächen« in Rapsfelder umgewandelt so erhält man etwa halb so viel -Ausstoß wie bei fossilen Energieträgern. Dieses Argument wird gerne verwendet. Daher sieht theoretisch, auf dem Papier alles wunderbar aus.
In der Realität passiert jedoch genau das Gegenteil. (Bild 2)
Denn die Rechnung geht nur auf, wenn man die globale Klimakrise auf nationale Klimaziele reduziert bzw. das Globale einfach gewissenlos ignoriert. Genau das machen die Bundesregierung und die restliche EU um ihren gesteckten Klimazielen nachkommen zu können, welche sie ohnehin immer wieder aufs Neue verfehlen. Der Biosprit dient also lediglich dafür, den ohnehin zu hohem -Ausstoß von Deutschland und der EU auf dem Papier etwas zu reduzieren. So werden die Zahlen beschönigt um vor den EU-Bürgern nicht ganz so schlecht dazustehen. Ganz egal was dies für den Rest der Welt bedeutet – und für den Rest der Welt bedeutet dies Übles. (Bild: 3)
Ihr könnt es bereits erahnen – wer das globale Geschehen verfolgt, weiß vermutlich, dass es kaum noch freistehende Grasflächen gibt, welche für Raps verwendet werden könnten. Etwa jeder Zehnte auf dieser Welt leidet an Hunger und gleichzeitig werden riesige Flächen an Regenwald verbrannt und vernichtet, um neue Anbauflächen für Monokulturen zu schaffen. Allein Letztes Jahr hat die Regierung von Bolsonaro eine Regenwaldfläche von 11.000 größer als die Fläche von Jamaika zerstört.
Regenwälder sind die Lunge unserer Erde. (Bild 4) Der Regenwald bindet enorm viel pro Fläche und der Urwald ist damit der effektivste Sauerstoff-Produzent, den die Natur uns geschenkt hat. (5) Ganz zu schweigen von der Artenvielfalt dort, da sich Tiere und Pflanzen diese Fläche teilen. (Bilder 6,7,8,9) Die Entstehung der Regenwälder ist ein sehr langer Prozess. (Bild 10) So wurde der Grundstein für die tropischen Regenwälder im Kongobecken schon im Zeitraum von 36 Mio. bis 92 Mio. Jahren vor unserer Zeit gelegt. (Bild 11) Es ist wahrlich ein Schatz unserer Natur und ein großes Erbe, welches es zu bewahren gilt. (Bilder 11.2, .3,.4,.5)
Es gehört viel Verantwortung dazu, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Der moderne Mensch ist dieser Aufgabe mit seiner Industrialisierung und seinem Konsumverhalten nicht gewachsen. Es sind die indigenen Völker und die Menschen vor Ort, die sich dieser Verantwortung bewusst sind und von deren Weisheit wir lernen sollten. (Bilder 12.1, .2,.3,.4) Stattdessen vertreiben und vernichten wir sie mit einer unheimlichen Arroganz. Alte Kulturen und Traditionen werden gemeinsam mit der Natur im rasanten Tempo zerstört. (Bild 13) Die EU nimmt bei ihrer Beschönigung also gezielt verheerende menschliche und ökologische Katastrophen in Kauf.
(Bild 13.1)
Wollen wir die Zerstörung der Regenwälder und die Vernichtung dessen indigener Beschützer verhindern, so sollten wir weniger Lebensmittel importieren und unsere Anbauflächen nicht für das Auto opfern, sondern wieder mit Lebensmitteln bewirtschaften. (Bild 13.2)
Denn, Pflanzen für Biosprit brauchen viel Fläche. Sehr viel Fläche, die inzwischen für unsere Nahrung fehlt. (Bild14) Die Anbaufläche von Biosprit der EU ist so groß wie 88% der Fläche Deutschlands. Dass Nahrungsmittel für Kraftstoff verwendet werden, bedeutet auch, dass Ölkonzerne inzwischen die Preise für Lebensmittel regulieren. In Deutschland spüren wir dies kaum. Allerdings müssen zum Beispiel in Mexico Menschen hungern, da in den USA Mais für die Herstellung von Biosprit eingesetzt wird.
Doch auch hier redet sich die Bundesregierung raus, indem Sie ein Gesetz schafft, welches von sich behauptet nachhaltig und ökologisch zu sein, um so weiterhin am Biosprit festhalten zu können.
Die Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung besagt lediglich, dass keine neuen Anbauflächen für Biosprit erschlossen werden sollen. Jedoch können weiterhin Felder, auf denen bereits Lebensmittel angebaut wurden, in die Produktion von Biodiesel überführt werden. Diesen Trick kann man sehr gut beobachten. Sobald in den ersten Jahren Palmöl z.B. an die Lebensmittelhersteller Nestlé und Unilever verkauft worden ist, kann es kurz danach an Ölkonzerne mit ihren Ölraffinerien verkauft werden, während die Lebensmittelindustrie daraufhin unberührte Wälder roden lässt und so weiter Platz für Palmöl schafft. (Bild 15) Das Ganze bekommt dann das Siegel von Nachhaltigkeit.
Deutschland ist der größte Palmölimporteur in der ganzen EU. Eine Pflanze, die nur in tropischen Gebieten wachsen kann. Das meiste der Frucht dieser Palme landet in Deutschland nicht in Lebensmitteln, sondern im Kraftstoff. des Palmöls werden zur Energiegewinnung verwendet. Davon für das Auto und werden unter dem Namen »erneuerbare Energien« zur Stromgewinnung in Blockkraftwerken verbrannt.
Aber selbst das reicht der Bundesregierung noch nicht, um die Treibhausgas-Zahlen zu beschönigen. (Bild 16)
In dem Erneuerbare-Energien-Gesetz wird unter anderem ein Anteil von 10% vorgeschrieben. Stehen wir an der Tankstelle, haben wir also gar keine Wahl mehr. Wir werden mehr oder weniger immer Biosprit in unser heiligs Blächle füllen.
Zwar hat die Regierung selbst ausgerechnet, dass beim Verbrennen von Biodiesel etwa 2,5 mal mehr als beim Verbrennen von fossilem Diesel entsteht, wenn für diesen Biodiesel der Regenwald weichen musste. Dieser Wert wird jedoch nicht in die Rechnung mitaufgenommen, da der Regenwald ja nicht »direkt« für unseren Kraftstoff abgefackelt wurde und dieser unter dem Namen ökologisch und nachhaltig läuft.
Es gab in Indonesien 2015 heftige Waldbrände, welche als eine der größten ökologischen Katastrophen des 21. Jahrhunderts eingestuft wurden. Immer wieder brennt dort der Regenwald. So standen zwischen Januar und September 2019 weitere 9.000 km^2 in Flammen.
Dabei hat die EU das Abfackeln des Regenwaldes mitverursacht. Indonesien ist der Hauptlieferant von Palmöl an die EU und der größte Palmöl-Importeur in der EU ist Deutschland.
(Der Fokus wird daher auf Indonesien gelegt)
Doch es regt sich Widerstand aus der Bevölkerung. (Bild 17) Es sind einzelne Dörfer und indigene Völker, die sich mit den Mächtigsten anlegen. 14 der 30 reichsten Indonesier machen ihr Geschäft mit Palmöl – und das sind erst die auszuführenden Hände. Hinter Palmöl steckt ein riesiges, schmutziges Geschäft, bei welchem eines der ärmsten Länder der Welt mit den wohlhabendsten Ländern der Welt Handel betreibt. Die Arbeiter der Plantagenbesitzer erhoffen sich einen Lohn, um ihre Familien ernähren zu können. Sie und ihr Land werden ausgebeutet.
Der Auftraggeber hierfür ist unsere demokratisch gewählte Regierung.
Grund hierfür ist nicht nur das Beschönigen von Treibhausgasdaten, sondern auch das Erhalten alter Machtstrukturen. Auch die Ölkonzerne, die ihren Rohstoff aus fossilen Trägern gewinnen, machen ein gewaltiges Geschäft durch den Biosprit. Denn der fossile Rohstoff wird knapp. Auch wenn der fossile Rohstoff ausgeht, kann durch Biosprit für einen kleinen Teil der Welt das gewohnte Leben weitergehen. Durch Biosprit können alte Raffinieren, die gesamte Technik, die ganze Struktur weiterlaufen und es winken zusätzliche Subventionen unserer Regierung.
Große Konzerne, die hier dick im Geschäft sind, sind unter anderem:
Shell, BP, Chevron, ExxonMobil, Repsol-YPF, Petrobras, ADM, Cargill, Bunge, Bayer, DuPont, BASF, Monsanto, VW, General Motors und Ford.
Wir sollten die Menschen, die direkt vor Ort durch unser Gesetz leiden, nicht alleine lassen. Wir müssen ihnen beistehen und Verantwortung für das Handeln unserer Regierung übernehmen. (Bild 18) Es ist ein Widerstand gegen die Mächtigen. Es ist ein gemeinsamer und internationaler Kampf. Ein Kampf gegen Hunger, gegen Armut, gegen die Zerstörung von Kultur und Mutter Natur.