Zum Inhalt springen

„hortus conclusus“

 

Formen werden zwangsläufig eingeordnet und selektiert, treten als Chiffren auf. Zeichnerische Gesten beschreiben etwas Vorhandenes, wiederholen und verändern sich. Formen werden aus Erinnerungsstücken entwickelt, teils mit Neuem verknüpft. Die selbständigen Organismen enthalten Formen nur so weit, wie sie als selbstverständlich oder natürlich aufgefasst werden können. Sie wiederholen sich, bilden eigenständige Geflechte. Deren Veränderlichkeit verhindert die Wahrnehmung einer Art Schrift oder symbolischen Geltung. So werden Wiederholungen von Formen nur schwerlich zu einem Muster. Teils scheinen auch Bewegungsgestiken innerhalb des Bildfeldes die Formfindung zu bestimmen. Die Setzung wird dadurch automatisch zur Spur. Spuren sind Anzeichen für beendete Vorgänge, gleichzeitig aber auch Anknüpfungspunkte für neue. So werden Zustände dem stetigen Prozess der Veränderung untergeordnet.

 

„In Zyklen“

 

Die Drucke entstehen in einem gegenseitigen Bedingungsgefüge und immer in Folgen. Inhalte kehren zyklisch wieder. Dabei ergeben sich aber eigenständige Einzelwerke, bei denen nicht die Zustände als solche im Zentrum stehen sollen, sondern die Andersartigkeit der Überarbeitung, welche die Blätter grundlegend unterscheidet. Zustände sind in diesem Fall keine Varianten oder gar Präzisierungen, vielmehr greifen immer Fragmente des Ehemaligen als Reste in diese Prozesse ein. Hierbei scheint stets die neueste Schicht alle Ablagerungen zu bündeln und zu definieren. Die Radierung subsummiert mehr oder weniger alle Glieder eines unaufhörlichen Prozesses der Entwicklung neuer Bildformulierungen. Der Bezug zum Naturhaften zeigt sich einerseits durch visuelle Anmutungen, andererseits durch das stetige, zyklische Wiederkehren von Gleichartigem, aber nie Identischem. Das Ziel der Arbeiten wird nicht durch einen Abschluss, einen Endpunkt definiert, sondern durch die Öffnung der Arbeit und meines konstruierten ästhetischen Rahmens gegenüber neuen Möglichkeiten sowie der Verknüpfung mit ehemaligen Arbeiten.

 

Bei der Arbeit werden einzelne Bilder geschichtet, die abgebildeten Gegenstände verlieren so ihre Narration von visuellen Eindrücken, werden zu ungebundenen Formen, die vom Schaffensprozess ausgehen, nicht von den dargestellten Inhalten. In einem Gefüge summieren sich Strukturen und Spuren, überlagern sich. Dabei brechen die unteren Strukturen immer durch, was die Setzungen zwangsläufig aufeinander reagieren lässt. Die Bildfläche dient als Aktionsfeld, die Oberfläche hat einen engen Bezug zu einer physischen Konfrontation und händischen Bearbeitung, zur begrenzten Bewegung. Gleichzeitig definiert die Spürbarkeit des Formats das Aktionsfeld als Objekt, auf dem und innerhalb dessen etwas stattfindet. Die Platte ist hier kein leerer Raum, den es zu füllen gilt, sondern eine materielle, haptische Realität. Der Akt des Zeichnens, die Verarbeitung wird bestimmend. Die zeitlichen Abstände und die durch objektive Neuerfahrung kritische Reflexion vorheriger Setzungen lassen mich als Agierenden, den subjektiven Anteil allgemein in den Hintergrund treten.