Personen
Lisa Braun M.A.
Promovendin auf dem Gebiet der Kunstwissenschaft/Kunsttechnologie
Titel der Dissertation: „Holz und Farbe – Verkörperung in süddeutschen Schnitzretabeln zwischen Materialikonographie und Rezeptionsakt“
Betreuung: Prof. Volker Schaible
Zweitgutachter: Prof. Dr. Steffen Bogen, Uni Konstanz
Kurzvita
Lisa Braun studierte von 2012 bis 2018 im B.A.- und M.A.-Studiengang Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaften an der Universität Konstanz. In ihrer Abschlussarbeit konzentrierte sie sich auf die Konzeption heiliger Orte in Architektur und Bild im norditalienischen Duecento. Diesen Forschungsschwerpunkt auf mittelalterlicher Sakralkunst führte sie in ihrer Masterarbeit fort, in der sie sich auf Schnitzretabel im süddeutschen Raum fokussierte. Die methodologisch innovative Verbindung von Kunsttechnologie und Kunstwissenschaft, die sie bereits hier anstrebte, wird in ihrem Promotionsprojekt zu „Holz und Farbe – Verkörperung in süddeutschen Schnitzretabeln zwischen Materialikonographie und Rezeptionsakt“ weiter verfolgt.
Laufende Dissertation
Das Dissertationsprojekt „Holz und Farbe – Verkörperung in süddeutschen Schnitzretabeln zwischen Materialikonographie und Rezeptionsakt" wird zum Einen von produktionstheoretischen Fragestellungen und zum Anderen von rezeptionsästhetischen Fragestellungen bestimmt, die methodologisch innovativ verbunden werden sollen. Zentrum des Forschungsvorhabens ist die Bildschnitzerwerkstatt der Familie Strigel in Memmingen. Mitte bis Ende des 15. Jahrhunderts spezialisierte sich die Werkstatt unter lvo Strigel auf farbig gefasste Altarretabel, die für das nahe Ausland Schweiz und Österreich wahre Exportschlager wurden. Die Arbeit wird sich im Besonderen dem Nachspüren der Produktionsprozesse innerhalb der Werkstatt widmen, da an diesem Ort schon im 15. Jahrhundert quasi am "laufenden Band" produziert wurde, um dadurch auch genauere Erkenntnisse zur Herstellungsweise der Altarretabel zu gewinnen. Interessant wird in diesem Zusammenhang auch, ob die Beliebtheit der Strigelschen Retabel auf einer Art Trademark gründete, das sich trotz stilistischer Vielfalt in allen Retabeln entdecken ließ. Neben den Untersuchungen der Bearbeitungsspuren am Material Holz ist für das Forschungsprnjekt auch die Materialikonographie von großer Bedeutung. Unterfüttert mit rezeptionsästhetischen Fragestellungen sollen die historischen Potentiale der Verlebendigung im Material, in den Farbfassungen und in der Inszenierung der Altarretabel untersucht werden. Alle Überlegungen entfalten sich dabei um das Altarretabel aus St. Maria Assunta di Calanca, das heute im Historischen Museum Basel gezeigt wird und um 1512 von der Strigelschen Werkstatt gefertigt wurde. Das Dissertationsprojekt zielt also auf eine doppelte und synthetisierende Perspektive auf Schnitzretabel, die einerseits als materielle und technische Artefakte betrachtet werden und andererseits als Medium der Verkörperung und Vergegenwärtigung im rezeptionsgeschichtlichen Horizont ihrer Zeit gezeigt werden sollen.